Sie schockieren uns. Sie faszinieren uns. Hexen sind kein Phänomen des Mittelalters. Von den Germanen bis zur Gegenwart ziehen Sie uns magisch in Ihren Bann. Und spätestens zu Halloween werden wieder Tausende Hexen durch die Straßen ziehen und die Welt verzaubern. Doch wie ist es Ihnen in den letzten Jahrhunderten gegangen?
Schon die Germanen glaubten an Waldjungfrauen, die zaubernd Einfluss auf Wind und Wetter nahmen. Aus diesem Grund begegnete man ihnen mit Respekt, der sich im Mittelalter jedoch in die blanke Verteufelung umwandelte.
Die Hexenverfolgung traf besonders Menschen, die eine enge Verbindung zur Natur besaßen und mit Pflanzen und Kräutern umzugehen wussten. Zum Großteil mussten sich Frauen dem Vorwurf der Hexerei stellen. Sie häuften einen unglaublich großen Schatz an Wissen an, der von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Ihre Fähigkeiten im heilenden Bereich, erklärten sich die Mächtigen der Zeit mit nur einem Grund: der Pakt mit dem Teufel.
Heilende Frauen wurden besonders im Mittelalter für Missernten, Unwetter, die Pest, Fehlgeburten und andere schlimme Begebenheiten verantwortlich gemacht und als Hexe angeklagt. Ihr großes Wissen wurde ihnen zum Verhängnis. Doch auch Männer und Kinder wurden beschuldigt und verfolgt. Der Vorwurf der Hexerei konnte jeden unliebsamen Gegner aus dem Weg räumen. Allein während des 30-jährigen Krieges wurden in Mitteleuropa über 100.000 vermeintliche Hexen getötet.
Wer kennt sie nicht, die furchtbaren Folterungen der Salem Hexen in den USA des 17. Jahrhunderts. Damals wurden viele vermeintliche Hexen umgebracht. Auch heute leben überaus viele Menschen in der Stadt, die sich als Hexen oder Wicca sehen. Ein vierwöchiges Halloween-Festival zeigt die große Präsenz dieses Themas in der Stadt. Zudem gibt es zahlreiche Shops, in den Hexen-Fans Kräuter, Kristallkugeln, Bücher und Tarot-Karten erwerben können.
Im April 1775 wurde die Dienstmagd Anna Schwegelin als letzter Hexe in Deutschland der Prozess gemacht. Und das zu einer Zeit, in der die Aufklärung längst ihren Einzug genommen hatte. Der Geist der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1787 und die 1789 beginnende französische Revolution griffen um sich. Die zunehmende Tendenz, sich auch mit der Kirche kritisch auseinanderzusetzen und die Rechte des einzelnen Menschen zu schützen, führte zum Rückgang der Hexenprozesse.
Für sehr religiös lebende Teile der Menschheit, etwa in Afrika oder Asien, ist die Hexerei auch heute noch gelebte Realität. Besonders oft werden Menschen der engeren Nachbarschaft oder Verwandtschaft beschuldigt. Leider werden auch heute in Ländern wie Indien immer noch Frauen gewaltsam verfolgt. In Papua-Neuginea wurde erst 2013 das Hexerei-Gesetz abgeschafft, welches das Quälen verdächtiger Menschen zuließ.
Doch es gibt auch eine andere Seite des Hexentums. In Mitteleuropa leben vielen Menschen, welche die Hexerei als spirituelle Haltung in Einklang mit einer großen Naturverbundenheit sehen. Laut Forschern fühlt sich besonders die urbane Mittelschicht von dieser Bewegung angezogen. Dieser sogenannte Wicca-Kult gleicht einer naturverbundenen Mysterienreligion und ist nicht nur in den USA und Deutschland sehr populär. Die Anhänger dieser Bewegung fühlen sich als Teil des Kosmos und formen diesen durch ihre Magie. Dabei spielt die persönliche Freiheit eine sehr große Rolle. Viele ihrer Traditionen gehen auf den Begründer Gerald Gardner zurück. Dieser veröffentlichte 1954 das populäre Buch „Wichcraft Today“. Seitdem wächst die Zahl der Anhänger dieses Glaubens weltweit kontinuierlich.
Die unbekannte Kunst der transzendenten Energie begeistert Viele unter uns. Es gibt Menschen, die Einfluss auf diese kosmische Kraft nehmen können. Alles ist verknüpft und hängt miteinander zusammen. Mittels Meditation können Sie in die Tiefe gelangen und das eigene Schicksal beeinflussen. Viele Menschen glauben daran, mit Hilfe sogenannter weißer Magie das kosmische Energienetz für sich einsetzen zu können.
Was früher als Hexerei verunglimpft wurde, da sich die Menschen ohne entsprechendes Wissen einfach viele Phänomene nicht erklären konnten, ist heute eine Art Kult geworden, der die ursprüngliche Verbundenheit zwischen Mensch und Natur wiederentdeckt hat.